Kreative Osteopathie

Kreative Osteopathie

Kritik und Anregungen eines Osteopathen aus dem 21. Jahrhundert.

Es hat mich Überwindungen gekostet, diesen Artikel zu schreiben, da ich in der Vergangenheit auf postgraduierten Kursen mit Impulsen und In-Frage-Stellungen" oftmals auf Verfremdung und ablehnende Kritik gestoßen bin. Aber in Zeiten immer stärkerer Unzufriedenheit sehe ich nun das Bedürfnis, Das zu vertreten, Was meine Be-rufung" als Osteopath nicht nur ergänzt und bereichert-, sondern im Wesentlichen für immer verändert hat.

Jede Läsion besitzt die Energie sich selbst zu heilen" - Rollin Becker. Es ist unsere Aufgabe die Selbstheilungskräfte des Menschen wieder zu aktivieren" Dr. Andrew Taylor Still. Diese Aussagen unserer Vorväter gehen in meinen Augen nicht Hand in Hand mit der heutzutage gelehrten Osteopathie. Selbst in postgraduierten Kursen, wo in denen ich mir in den letzten Jahren immer häufiger Ganzheitlichkeit gewünscht habe, erfahre ich ausschließlich Spezialisierungen einzelner Strukturen, in Kombination mit direkten oder auch indirekten Manipulationstechniken. Selbst Ansätze wie Mental Imaging" (Bilder, die von Seite des Osteopathen in den Patienten hinein projektiert werden) stellen eine Manipulation dar, denn sie gehören nicht zu den Patienteneigenen Bildern. Es stellt sich daraufhin die Frage, ob Das, Was der Osteopath im Menschen verändert dem Manipulierten" eventuell seine Stütze" nimmt, durch die er kompensiert. Offen bleibt auch, ob diese vom Osteopathen induzierten Veränderungen inhaltlich zu der Erkenntnis beitragen, warum der Patient Beschwerdebilder in sich trägt. Welche Mängel oder falschen Erfahrungen verbergen sich hinter dem ergänzenden Krankheitsbild? Der Mensch wird im Alltag ständig manipuliert". Ob es die Eltern waren, die ihre eigenen Erfahrungen, Träume und Misserlebnisse (oftmals unbewusst) indoktriniert haben, oder das soziale Umfeld den Menschen zu Dem formt, was er heute ist.

Auch schließt sich die Osteopathie immer stärker der Wissenschaft an und bewahrt somit ausschließlich strukturelle Orientierung. Nicht zuletzt, um Anerkennung bei der Schulmedizin zu erlangen. Dieser Versuch wäre ja auch gerechtfertigt, wenn die heutigen Universitäten noch universelles Denken" (und dieses letztere bedeutet Ganzheitlichkeit") lehren würden. Doch wo jeder Student vor 30 Jahren noch eine Arbeit nach seinem Studium hattebekam, herrscht heute nur noch Arbeitslosigkeit. Eben, weil nicht mehr diese eigentliche Essenz in die akademischen Studien einbezogen wird. Somit verschafft die Osteopathie sich immer mehr Wissen durch die wissen-schafftlichen" Studien und verläuft sich in Details und Spezialisierungen, ohne aber auf den emotio- soziologischen Aspekt einzugehen, der den kausalen Punkt in den Beschwerdebildern unserer Patienten ausmacht. Selbstverständlich ist dieser letztere wissenschaftlich nicht greifbar, weil er starken Variablen ausgesetzt ist. Doch kann das gesprochene Wort nicht genauso verletzend sein, wie körperliche Eingriffe es sein können? Und ist die Osteopathie nicht auch eine Erfahrungswissenschaft? Berufen wir uns nicht auf ein Berufung(s) - Bild, in dem wir versuchen, unsere Wahrnehmung und unsere Intuition zu schulen?

Wie oft verordnen wir nach der osteopathischen Behandlung erhöhte körperliche Bewegung, Ernährungsumstellungen oder auch diverse Verhaltensschulungen? Stellen diese Korrekturen optimale Lösungen dar, um langfristig Gesundung zu erfahren, oder verfallen unsere Patienten einer Abhängigkeit, über die sie dann nur noch relativ" beschwerdefrei ihren Alltag managen? Oftmals sind diese Veränderungen zusätzlich mit Stress verbunden, weil sie nicht immer mit Freude ausgeübt werden, sondern ein Mmuss" sind, um das Gleichgewicht im Körper aufrecht zu erhalten. Es wird somit das kaputte Fass weiterhin mit Wasser aufgefüllt, ohne dabei aber den eigentlichen Leck zu beheben.

Doch gab es nicht eine Zeit zu der unsere Patienten/Patientinnen ihr Leben symptomfrei erlebt haben, oder zumindest Beschwerden nicht in diesem Ausmaße trugen? Wäre es dann nicht wichtiger der Frage nachzugehen Was wann die Gesundheit und Warum beim Menschen die Gesundheit zum kippen gebracht hat? Und warum dies geschehen ist? Welche eigentliche Botschaft versucht der Körper mit-zu-teilen"?

Dass der Mensch rein physisch betrachtet sowohl prä- als auch postnatal zu ganz bestimmten Zeiten Entwicklungen erfährt, die sich anatomisch und physiologisch zum Ausdruck bringen (müssen), um leben zu können, ist bekannt. Diese Erkenntnis lässt darauf schließen, dass der menschliche Körper nicht nur auf gewisse äußerliche Einflüsse re-agiert, sondern auch auf den Inhalt dieser Letzteren angewiesen ist, um überhaupt Entwicklung erfahren zu können...und zwar auf allen Ebenen; körperlich, mental, emotional,... . Aber was passiert mit einem Organ, das keinen optimalen Inhalt während der notwendigen Ent-wicklungs-zeit erfahren hat, oder der Mensch während dieser Zeit mit verstörten und falschen Bildern gefüttert wurde? Kann dieses Organ dann auch tatsächlich seiner optimalen Funktion nachkommen? Er-lebt oder über-lebt es primär? Sind diese gegenwärtigen Identifikationsmuster, auf die das Individuum sich beruft, nicht dann ausschließlich solche, die auf vergangene Erfahrungswerte beruhen, wenn wir berücksichtigen, dass der Mensch in der Totalität seines Seins die Summation seiner Erfahrungen, seiner Vergangenheit und seiner Monaden verkörpert?

Dr. A. T. Still hatte in seinen Prinzipien der Osteopathie auch die Einheit zwischen Körper, Geist und Seele festgehalten. Wäre es dann nicht einfacher, für den Osteopathen vernetztes Denken zu integrieren um nicht gespalten" von sich zu leben, damit Er dieses von Still zitierte Prinzip auch im Alltag praktisch umsetzen kann? U...und selbst wenn der Vater der Osteopathie nicht primär den phsycho - sozialen Aspekt des Menschen in seine Schriften integriert hat: ist es nicht auch unsere Aufgabe und uns gestattet sowohl die Osteopathie, als auch uns selbst und unser soziales Umfeld gelegentlich in Frage zu stellen, um uns weiter ent-wickeln" und neu ausrichten zu können? Sind wir im Leben nicht mit einem Lern-Visum ausgestattet das uns ermöglicht auf unserem Weg" weiterzukommen?

In Zeiten der Digitalisierung" findet die Osteopathie eigentlich einen optimalen Stellenwert, wenn Sie analoges" Denken integriert und somit mehrschichtig Behandlungsmaßstäbe setzt, denn sSie fokussiert unter anderem auch auf die Wiederherstellung der Interaktion zwischen Struktur und Funktion. Wenn wir die physiologische Aufgabe eines Organs studiert haben (und selbst die Physiologie ist als solche im Gegensatz zur Anatomie wissenschaftlich nicht gesichert), können wir auch analog den psychosozialen Aspekt ableiten und mit unseren Patienten ein Verständnis dafür erlangen, was dazu geführt hat, dass Organe ihrer eigentlichen Tätigkeit nicht nachkommen können.

Dienen wir unseren Patienten als Vulcrum und lassen sie mit eigenen Augen erkennen und verinnerlichen, dass gewisse Gegebenheiten in der Vergangenheit die tragende Säule für ihr heutiges, körperliches Dilemma sind und helfen Ihnen, dieses störende Modul unwirksam zu machen. Dies könnte im weiteren Kontext bedeuten, dass das Individuum nicht nur psychisches und seelisches Gleichgewicht erfahren wird, sondern auch die Organe wieder ihrer normalen Tätigkeit nachkommen werden.

Um an die Quelle des Übels" zu kommen und Themen gezielt aufzudecken nutze ich im Alltag kleine Hilfsmittel die mich ausschließlich unterstützen, Das zu finden Was ich nicht suchen muss. Über das Abklopfen und berühren von Punkten am Patienten gewährleiste ich dann einen emotionalen Zugang zu Dem, Was rational schon verstanden,- aber noch nicht verinnerlicht wurde. Daraufhin ergibt sich in der Regel ein kreatives Abkoppelungs- oder auch Erlösungsritual von Dem, Was im Menschen bis zu diesem Zeitpunkt immer noch gewirkt hat. Dies ist der erste Schritt Altlasten zu entschärfen. Im Anschluss vergleiche ich durch die osteopathischen Tests die Eigendynamik des Organs, das ein körperlich bezogenes kausales Störfeld gebildet hat. Sinn dieses Ansatzes besteht im Deuten, verstehen, annehmen, versöhnen und abgeben von Kräften, die in Form von Altlasten im Körper des Individuums bis zum gegenwärtigen Moment einen negativ wirkenden Einfluss hatten. Denn solange der Mensch sich nicht von Dem befreit, was in Ihm noch wirkt, wird es keine kausale Er-Lösung geben.

Ich wünsche mir, eine Arbeitsgruppe aus freien Geistern" und Querdenkern" zu formieren, der ich meine Erfahrungen und Komplementäransätze sowohl theoretisch, als auch praktisch vermitteln kann und in der durch Anregungen und Kritiken alle Parteien Weiterentwicklung erfahren. Es ist an der Zeit der Osteopathie einen Seelenanteil (wieder)zugeben, der in den letzten 125 Jahren zu kurz gekommen ist.





- Das Zusammenkommen und konstante Lernen voneinander entpuppt sich nach wie vor als ein Akt göttlicher Offenbarung zum höheren Selbst. Der Osteopath moderner Zeiten verweigert weiterhin den geistigen Tod! - André Felici, 21.02.2009, 3:29 Uhr, Berlin.

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Neue Impulse durch geistige Perspektiven



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